Auszüge aus verschiedenen Ausstellungen

 

Kristina Henze anlässlich der Ausstellung „Hagebuttenrot und Nachtblau“ im Kunstraum Benther Berg (2025)

 
Wobei Ulli Kowalke den Blick auf einen kleinen Ausschnitt der Landschaft richtet, dicht herangezoomt. Pflanzliches wuchert nebeneinander, übereinander, scheint sich verdrängen zu wollen, beansprucht Raum für sich, macht aber auch wieder Platz, zieht sich zurück.
Seine Bilder sind von einer expressiven, rauschhaften Buntheit. Eine farbenprächtige Welt tut sich auf, leuchtende Farbklänge stehen neben einem Hell und Dunkel, sanfte, duftige Übergänge prallen auf klar abgegrenzte Farbflächen in Hellblau oder sumpfigen Grünbraun. Eine üppige Vegetation umfängt uns mit einem Farbreichtum, der die Vorstellung an bestimmte Pflanzen hervorruft. Wir glauben, manches schon einmal gesehen zu haben. So gibt der Künstler uns Betrachtern den Raum, individuelle Vorstellungen zu entwickeln.

Auf den nächsten Blick allerdings entstehen Verunsicherungen. Die ergeben sich einmal aus der Intensität des Farbeinsatzes. Die Farbenglut, die auf uns einstürmt, kann in ihrer gesteigerten Eindringlichkeit auch als beunruhigend empfunden werden. Ist diese Rosa noch naturschön, oder hat es in seiner stechenden Grellheit bereits etwas Giftiges? Vielleicht spüren wir ein gewisses Unbehagen.

Irritationen ergeben sich auch aus den zusätzlichen Bildebenen: Farbige Formen, spitze Linien, geometrische Muster, Zeichen, Ornamente überziehen den malerischen Grund. Diese grafischen Durchbrechungen scheinen ein Eigenleben zu führen. Sie legen sich als Störzeichen über die farbige Vielfalt. Ambivalenz und Widersprüchlichkeit sind Richtungen, die wir erst allmählich wahrnehmen: vielleicht versteckte Hinweise, dass die zunehmende Zerstörung der Natur den Klimawandel mit den entsprechenden Folgen fördert.

 

Dr. Rainer Grimm anlässlich der Ausstellung „Nature maps“ in der Galerie des Küchengartenpavillions (2024)

 
Dass ich hier Ulli Kowalke schon in der Überschrift als ‚Maler‘ tituliere liegt einfach daran, dass er für mich im wahrsten Sinne des Wortes ein ‚Maler‘ ist. Alle Künstler, die Bilder machen, lassen sich im Grund vom Temperament her grob in zwei Gruppen einteilen. Da gibt es die, die ihre Arbeit mit einer relativ genauen Vorzeichnung beginnen und hinterher dann Farbe auftragen. Für diese Künstler stehen die Formen, die graphischen Kürzel usw. im Vordergrund. Die Farbe ist für sie also eher sekundär – wichtiger ist ihnen die grafische Durchführung.

Für die anderen Künstler genügt eine grobe Skizze, und dann malen sie auch schon. Das sind für mich die wirklichen Maler. Und zu dieser zweiten Gruppe gehört aus meiner Sicht eindeutig Ulli Kowalke. Er ist ein Maler par excellence. Für ihn und für alle anderen Künstler, die ich zu dieser Gruppe zählen würde, stehen die Farben und die Spannungen zwischen ihnen im Mittelpunkt ihrer Auseinandersetzung mit dem bildnerischen Material. In einem Gespräch hat Ulli Kowalke denn auch u.a. Matisse als ein großes Vorbild angesehen, und dieser Künstler ist in der Tat auch ein wirklicher ‚Maler‘.

Diese malerische Grundhaltung wird in allen seinen Bildern deutlich. Und das ist unabhängig davon, wie sehr in ihnen Anklänge an Gesehenes erkennbar sind. Alle seine Bilder hier zeigen mehr oder weniger stark abstrahierte Landschaftsmotive. Und schaut man sie sich etwas genauer an, dann zeigt sich, dass er eigentlich nicht eine landschaftliche Situation malt, sondern dass er viel tiefer eindringt. Von Paul Klee stammt der schöne Satz: ‚Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar‘. Und genau das macht auch Ulli Kowalke in seinen Bildern.

 

Prof. Dr. Angelika Wolf anlässlich der Ausstellung „Wir und es …“ im Kunstraum Benther Berg (2015)

 
Einer seiner Orientierungspunkte ist dabei der Fauvismus, der die Malerei um 1900 revolutionierte. Seine Art und Weise häufig angeblich nicht zueinander passende Farben direkt nebeneinander zu setzen und dies durch lebhafte und kräftige Farben, Linien und geometrische Muster zu überzeichnen, findet sich auch in der Malerei von Ulli Kowalke wieder. Farben und Flächen und die graphischen Durchbrechungen scheinen unabhängig vom eigentlichen Bildgegenstand ein Eigenleben zu führen. Verschiedene Bildebenen miteinander korrespondieren zu lassen, ist eines der Charakteristika der Werke, die Sie hier sehen.

…Dies ist vielleicht eine der wichtigen Inspirationsquellen für Ulli Kowalke.Die Werke von Ulli Kowalke suchen nach neuen Synthesen, in dem sie die verschiedenen Elemente einer Komposition auf eine Leinwand bannen, indem sie große, aber auch differenzierende Farbflächen auf die Leinwand bannen. Auf Formen und Nuancen wird zugunsten der Farbfläche und der Ebenenverschränkung verzichtet. Malt man auf diese Weise, ergibt sich aus den Farben, Linien und der fast geometrischen Konstruktion des Bildes jeweils eine neue Komposition, eine neue Synthese – und diese öffnet den Raum für das Hineintauchen, die Interpretation und Entdecken der Bildinhalte.

…In der Ausstellung sind vorwiegend Acryllbilder zu sehen, aber Ulli Kowalke experimentiert gleichfalls mit Siebdruck und Glaskunst, mit kleinen Skulpturen, die ein noch genaueres Hinschauen und Auseinandersetzen fordern. Die Freunde an auch technischen Veränderungen der Materialität, von Bildgrund und Fabeplastizität macht die Auseinandersetzung um Inhalt, Ausdruck und der abschließenden Darstellung für ihn immer neu spannend.